Zwei Wörter, welche oft synonym zueinander verwendet werden, sind das Design und der Entwurf. Beide Begriffe beschreiben eine planerische Tätigkeit bezogen auf ein angestrebtes Produkt und implizieren meist ein kreatives Zutun der praktizierenden Person.
Im folgenden strebe ich eine Ausdifferenzierung beider Tätigkeiten an, welche aus einer einfachen äußeren Betrachtung die gleiche Form zu tragen scheinen, im Inneren jedoch grundverschiedene Haltungen zum planerischen Prozess vorweisen. Ziel hierbei ist es nicht, den Gebrauch von dem Einen oder dem Anderen als fälschlich oder ungenau zu kritisieren. Vielmehr hoffe ich dem Leser ein feineres Kategoriensystem für Produkte darzulegen und so ein weiteres Kriterium zur selbstständigen, reflektierten Betrachtung bereitzustellen.
Obwohl semantische Feinheiten oft in reinen Wortspielereien enden, ist in diesem Fall ein Rückbezug auf die Herkunft der Begriffe m.E. durchaus ertragreich. Das heutige Design im englischsprachigen Raum ist als Sammelbegriff zu verstehen, der im Deutschen u.a. in planen, entwerfen, gestalten und konstruieren aufzuteilen ist. Über das fr. dessin und it. disegno, leitet sich der Begriff von lt. designare ab, was als „bezeichnen“ und „bestimmen“ als auch „auszeichnen“ und „ernennen“ übersetzt wird. Diese Nuancen werden bei der Betrachtung des deutschen Designation deutlich. Die Designation beschreibt die einer Person oder einem Gegenstand zugewiesene Bedeutung und den aufoktroyierten Sinn als Funktionsträger.
Das Entwerfen leitet sich aus der textilen Bildgestaltung ab, in der der Fadenwurf der bildgebende Prozess war. Obwohl es für Folgendes keine wissenschaftlich etymologische Begründung gibt, will ich die Doppelbedeutung des Werfens erwähnen, die für die Beschreibung eines Entwurfsprozesses ertragreich ist. Neben dem Werfen als Bewegung wird das Verb für das Gebären von Säugetieren und das Nomen für die Nachkommen gebraucht.
Durch die oben genannten Konnotationen wird der Unterschied der beiden Prozesse hoffentlich ersichtlich. Der autoritären und kommandierenden Weise des Designens stellen sich die gebärenden Qualitäten des Werfens kontrapostisch entgegen. Während das Design auf einen außer sich vorhandenen Gegenstand bezieht, wächst ein Konzept nach und nach im Inneren des Entwerfenden heran. Obwohl das sich entwickelnde Konzept natürlich auch stark durch den Entwerfer gepägt ist, ist es ebenso beeinflusst durch das andere Elternteil, welches das Thema der Behandlung ist. Im Falle der Architektur wären das zweite Elternteil Aspekte wie der Topos und das angestrebte Programm. Auch nach dem initialen entwerfen, was oftmals schon eine schwere Geburt sein kann, ist der Prozess nicht beendet, sondern die Phase des Heranziehens und Erziehens beginnt.
Ähnlich wie in der Pädagogik werden im Ausarbeiten des Entwurfs optimalerweise die Stärken gefördert und gleichzeitig Unterstützung bei der Handhabung der Schwächen bereitgestellt. Obwohl auch durch eine strenge Hand Schwächen und Probleme hin zu einer sozial konformistischen Erscheinung getilgt werden können, geht dies mit einem Verlust der Individualität einher, in der oftmals auch die Stärken verloren gehen.
Im oben ausgeführten Sinn ist das Design als Teilaspekt des entwerfenden Prozesses zu verstehen. Während beim Designen nur der Wille des Bearbeitenden durchgesetzt wird, besteht im Entwerfen eine symbiotische Beziehung zwischen dem Bearbeiter und der Ausgabe, aus der in Folge das Werk entspringt. Durch einen solchen entwerferischen Prozess entzieht sich das Schaffen der Willkür eines Einzelnen und wird zu einem Kompromiss mit der äußeren Welt.